„Vor dem Haus“: Eine Konfrontation zweier Bildquellen

Wer ist im Bildvordergrund zu sehen?
Die Familie von Leonhard Nathan Bundheim (mittlerer Junge, geb. 1923) lebte im Hamburger Stadtteil Rotherbaum, in der Brahmsallee 26. Vor diesem Haus wurde 1936 die Aufnahme gemacht. Es entstand am dreizehnten Geburtstag des Jungen anlässlich seiner Bar-Mizwa-Feier. Am 29. Juli 2004 erinnerte er sich in einem Interview: „Und da, das ist die Brahmsallee 26, und da kommt ein Junge raus, schnell macht ein Hakenkreuzfahne da […] uns zu Ehren.“1
1 Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg/Werkstatt der Erinnerung, Interview mit Nathan Ben-Brith am 29. Juli 2004, Interviewerin: Linde Apel, FZH/WdE 1115
![Abbildung aus: Trau keinem Jud auf grüner Heid und keinem Jud bei seinem Eid! Ein Bilderbuch für Groß und Klein von Elvira Bauer, 4. Aufl. [51.-60. Tausend] Nürnberg [Stürmer-Verlag] 1936, unpag. (Ausschnitt)<span class=prov></span>](/site/assets/files/1055/bauer_elvira_trau_keinem_fuchs_unpag_s_11o_antim.400x0.jpg)
Warum zeigen die Kinder auf die beiden Personen im Haus?
Die Geste, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, kann vieles bedeuten. Auf jeden Fall werden die dadurch markierten Personen „identifiziert“. Doch „als was“ genau eigentlich?
Die beiden gezeichneten Kinder zeigen auf Menschen mit vermeintlich typischen jüdischen Namen, die angeblich von Juden „unterwanderte“ Berufsgruppen (Arzt/Chirurg, „Handelsvertreter“) repräsentieren. Sie wollen sie visuell „vorführen“, anprangern und so ihren Ausschluss aus der von den Nationalsozialisten propagierten „deutschen Volksgemeinschaft“ fordern.