Karikatur und Aneignung des öffentlichen Raums
„Fips“, der Nazi-Karikaturist
Philipp Rupprecht (1900–1975) war unter dem Künstlernamen „Fips“ der wichtigste Propaganda-Zeichner der Nationalsozialisten. 1925 begann er seine Karriere als Karikaturist einer sozialdemokratischen Zeitung in Franken. Im gleichen Jahr veröffentlichte er seine erste Karikatur im NS-Hetzblatt „Der Stürmer“. Bis 1945 gestaltete er die Titelseiten der Zeitung. Sein Stil prägte die gesamte antisemitische Bildpropaganda der Nationalsozialisten, wobei einzelne der von „Fips“ verwendeten Stilelemente auf historischen Vorbildern beruhten.
Gibt es „jüdische Körper“?
In bildlichen Darstellungen wurden Juden lange Zeit vor allem durch ihre Kleidung von ihren nichtjüdischen Mitbürgern unterschieden. Mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden stieg das Bedürfnis, Juden vermeintliche körperliche Merkmale zuzuschreiben. Stereotype vom „jüdischen Körper“ wurden dabei stets als negatives Gegenbild des herrschenden Schönheitsideals aufgebaut. Bereits 1872 stellte Wilhelm Busch Juden mit Plattfüßen dar. Die NS-Propaganda zeigte Juden zusätzlich als klein, dick und mit krummer Körperhaltung.
Woher kommt die „jüdische Nase“?
Die Darstellung von Juden mit einer großen, nach unten gebogenen Nase – in der Sprache der Antisemiten häufig als „Judensechser“ oder „Synagogenschlüssel“ bezeichnet – setzte sich Ende des 19. Jahrhunderts durch. Diese Darstellung sollte Juden äußerlich von der nichtjüdischen Bevölkerung unterscheiden. Zusätzlich sollte eine Ähnlichkeit mit schwarzen Menschen suggeriert werden. In bildlichen Darstellungen wurde die große Nase oft mit wulstigen Lippen kombiniert. Die gebogene Nasenform baute auf früheren Darstellungen von Jüdinnen und Juden mit krummer Nase auf.
Woher kommt das Zerrbild des „schmutzigen Juden“?
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts brachte antisemitische Propaganda Juden mit unhygienischen Verhältnissen in Verbindung. Im Zuge des sogenannten Bäderantisemitismus wurde Jüdinnen und Juden als vermeintlich schmutzigen Krankheitsüberträgern der Besuch in Kur- und Heilanstalten verboten. Das Zerrbild des schmutzigen, ungepflegten Juden mit starker Körperbehaarung und Bartstoppeln wurde zudem häufig mit dem Stereotyp des sexuell übergriffigen Juden kombiniert. Die unterstellten Übergriffe wurden so als besonders ekelerregend visuell in Szene gesetzt.