Solidarität und Hilfeleistung
Auguste und Karl Gehre verstecken ihren jüdischen Hausarzt

Auguste Gehre (1898–1972) und Karl Gehre (1897–1968) fühlten sich ihrem Hausarzt Dr. Arthur Arndt (1893–1974) zu großem Dank verpflichtet, hatte er doch ihrer schwer an Diphterie erkrankten Tochter Ingeborg das Leben gerettet. 1938 entzog die KVD Arndt aufgrund seiner jüdischen Herkunft die Kassenzulassung und degradierte ihn zum „Krankenbehandler“. Später halfen die Eheleute Gehre der Familie Arndt unterzutauchen und schützten sie damit vor der Deportation in ein Vernichtungslager.
Arthur Arndt lebte ab Januar 1943 in der Vorratskammer ihrer Wohnung am Kottbusser Ufer (heute Fraenkelufer) in Berlin-Kreuzberg. Die Gehres unterstützten Lina Arndt (1886–1980), die Ehefrau ihres Hausarztes, sowie die beiden Kinder Ruth und Erich bei der Suche nach weiteren Verstecken und bei der Versorgung mit Lebensmitteln. Mithilfe ihrer zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützer überlebten die Arndts in verschiedenen Verstecken bis zur Befreiung. Anschließend wanderten sie in die USA aus und ließen sich in New York nieder. Das Ehepaar Gehre wanderte 1948 ebenfalls in die USA aus und ließ sich in Glens Falls im Bundesstaat New York nieder.
1988 wurden Auguste und Karl Gehre von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem posthum für ihre Hilfeleistung als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.

Letzte Option: Untertauchen
Nichtjüdische Deutsche ließen sich vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten selbstverständlich auch von jüdischen Ärztinnen und Ärzten behandeln. Ihre Reaktionen auf die Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus dem Arztberuf waren sehr unterschiedlich. Nur wenige von ihnen brachten so viel Mut auf wie das Ehepaar Auguste und Karl Gehre und halfen verfolgten Jüdinnen und Juden.
Ab 1941 tauchten knapp 15 000 jüdische Menschen in Deutschland unter, um Deportation und Ermordung zu entgehen – davon 6500 allein in Berlin. Durch die Unterstützung von Menschen wie Auguste und Karl Gehre überlebten in der Reichshauptstadt rund 1700 untergetauchte Jüdinnen und Juden bis zum Kriegsende in der Illegalität.