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Das „Haus der deutschen Ärzte“ in Berlin

Enteignet für ärztliche Standesorganisationen: Berliner Straße 15–21


Zwei Männer in weißen Arztkitteln betrachten das bereits entkernte Gebäude der ehemaligen Klinik von Dr. Karl Edel. Aufnahme vom 1. November 1938. Fotograf: unbekannt | <span class=prov>Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin/Oberfinanzdirektion (OFD) Berlin, 8-1307/51</span>
Zwei Männer in weißen Arztkitteln betrachten das bereits entkernte Gebäude der ehemaligen Klinik von Dr. Karl Edel. Aufnahme vom 1. November 1938. Fotograf: unbekannt | Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin/Oberfinanzdirektion (OFD) Berlin, 8-1307/51

Ab 1936 plante die KVD die Errichtung eines zentralen „Hauses der deutschen Ärzte“ in Berlin. Im Rahmen der anvisierten Neugestaltung Berlins als „Reichshauptstadt Germania“ sollte gegenüber der Technischen Hochschule ein Monumentalbau entstehen. Hier sollten u. a. die KVD und die Reichs­ärztekammer ihren Sitz nehmen. Geplant waren zudem ein großer Vortragssaal und Unterkunftsräume für offizielle Gäste.

Auf dem Baugrundstück an der heutigen Straße des 17. Juni hatte der deutsch-jüdische Psychiater Karl Edel bis 1921 eine private Klinik betrieben. Nach massivem Druck durch den Geschäftsführer der KV Berlin, Willi Senft, stimmten Edels Erben am 6. Oktober 1937 einem Verkauf der Immobilie an die KVD zu. Bis 1939 ließ die KVD die Gebäude der Edel‘schen Klinik abreißen. Aufgrund einer langen Planungszeit und veränderter Prioritäten während des Zweiten Weltkriegs wurde das „Haus der deutschen Ärzte“ letztendlich nie gebaut. 1951 klagten Karl Edels Erben auf Rückerstattung der Grundstücke. Diese erfolgte 1960 nach einem entsprechenden Urteil des Obersten Wiedergutmachungsgerichts Berlin. Im gleichen Jahr erwarb das Land Berlin die Grundstücke und errichtete dort neue Gebäude der Technischen Universität.

„Das neue Ärztehaus an der Ostwestachse“: Unter dieser Überschrift stellte der <i>Berliner Beobachter</i> Pläne des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt, Albert Speer, für einen neuen repräsentativen Bau der KVD und anderer Ärzteorganisationen vor. Der Artikel ist abgedruckt im <i>Berliner Beobachter – Beilage des Völkischen Beobachter für Berlin</i> Nr. 171, 20. Juni 1939.<span class=prov></span>
„Das neue Ärztehaus an der Ostwestachse“: Unter dieser Überschrift stellte der Berliner Beobachter Pläne des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt, Albert Speer, für einen neuen repräsentativen Bau der KVD und anderer Ärzteorganisationen vor. Der Artikel ist abgedruckt im Berliner Beobachter – Beilage des Völkischen Beobachter für Berlin Nr. 171, 20. Juni 1939.

Standesgemäß bauen

Im Zuge ihrer Machtübernahme werteten die Nationalsozialisten die Berufsgruppe der Ärzte in ihrer politischen Bedeutung auf. Dies spiegelte sich u. a. in einer regen Bautätigkeit ihrer Standesorganisationen wider. In Hamburg, Dortmund, Köln, München, Stettin und Weimar errichteten die örtlichen Kassenärztlichen Ver­einigungen repräsentative „deutsche“ Ärztehäuser. In Berlin war der Neubau einer Art Reichszentrale aller Ärzteorganisationen geplant. Das Bauprojekt des „Hauses der deutschen Ärzte“ kam allerdings nie über das Planungsstadium hinaus.